Am Strom
Der Elbtower in herausragender Lage

Die Wasserlage macht den Elbtower zu einem ganz besonderen Gebäude. Die Norderelbe zu Füßen des 245 Meter hohen Turms ist eine der wichtigsten Wasserstraßen in Europa.

Hamburger wissen: Wer die Elbe vor Augen hat, dem steht die Welt offen. Und umgekehrt: Die Welt kommt nach Hamburg, auch über die Elbe. Denn der Strom ist schiffbar: Von der Quelle im Riesengebirge in Tschechien bis zur Mündung in die Nordsee ist das Gewässer ein bedeutender Transportweg. Über fast eintausend Kilometer Länge kann das Gewässer befahren werden – durch Gebirge und plattes Land, durch dicht besiedelte Stadtlandschaften und unberührte Wildnis. Mit Kanälen und anderen Flüssen und Seen ist die Elbe ein Knotenpunkt in einem dicht geflochtenen Verkehrsnetz im Hinterland.
Der drittgrößte Binnenhafen Deutschlands
Knapp 11.000 Binnenschiffe legten allein 2021 in Hamburg an. Sie transportierten rund sieben Millionen Tonnen Ladung und machten Hamburg zum drittgrößten Binnenhafen in Deutschland. Für die Wirtschaft ist der Weg über die Norderelbe sehr wichtig. Vor allem Steine und Erden, Kohle und Mineralölerzeugnisse, Erze und Metallabfälle werden mit dem Schiff transportiert. Und weil die Straßen und Schienenwege in Deutschland so überlastet sind, sollen in den kommenden Jahren noch mehr Schiffe fahren. Schließlich passt die Ladung von 90 Lastwagen auf ein modernes Binnenschiff.
Hinzu kommt: Schifffahrt auf Flüssen und Kanälen ist naturbelassen, entschleunigt und nachhaltig. Die Schiffe sind ein sanftes Transportmittel. Sie fahren recht langsam und sind größeren klimatischen Gefahren weniger ausgesetzt als Seeschiffe. Auch sind die Transportkosten und ihr Energieverbrauch verhältnismäßig niedrig. Vom Ufer des Elbtowers aus lässt sich beobachten, wie die flachen Schiffe gemächlich südwärts ins Hinterland aufbrechen oder schwer beladen aus dem Süden kommend in den Hafen fahren.
Fahrten bis nach Prag und Berlin
Wer am Elbufer auf die Leichter und großen Schubeinheiten schaut, ahnt höchstens etwas von der Weite des Binnenlandes. Von Hamburg bis Magdeburg und Dresden oder Lovosice und Prag in der Tschechischen Republik fahren die Schiffe. Täglich starten in Hamburg feste Linienverkehre, über einige Kanäle ist sogar der Anschluss an Berlin, an Braunschweig, Hannover und Minden sowie an das Ruhrgebiet und zu Rhein und Mosel möglich.
Südöstlich vor Hamburg wird die Elbe zur Norderelbe und führt an der Billwerder Bucht vorbei bis zu den Elbbrücken. Hier, wo der Oberhafenkanal von der Norderelbe abzweigt, erhebt sich in wenigen Jahren der Elbtower, das neue Tor nach Hamburg. An der Hafen-City, der Speicherstadt und der Elbphilarmonie geht es dann entlang bis in den Hafen mit der Überseebrücke und den Landungsbrücken. Hier sind auch die großen Seeschiffe zu sehen, die Ausflugsdampfer, die schnellen Fähren und die gigantischen Docks und Kaianlagen. Die Kapitäne auf der Norderelebe flussabwärts müssen sogar auf Verkehr von oben achten, denn zwischen HafenCity und Landungsbrücken dürfen Wasserflugzeuge landen.

Die Gebiete am Hafen verändern sich
Dabei ist der Strom hier längst nicht mehr so ruhig wie elbaufwärts. Etwas „kappelig“ ist das Wasser, wie der Hamburger sagt. Wellen, Strömungen und Windböen sorgen manchmal dafür, dass sich Fahrgäste auf der Elbe wie auf einer Achterbahn fühlen.
Binnenschiffe können in Hamburg an rund 100 Liegeplätzen vor Anker gehen. Direkt gegenüber vom Elbtower zum Beispiel, am Holthusenkai oder Peutehafen. Allerdings werden sich auch diese Liegeplätze in naher Zukunft verändern.
Denn so, wie sich die Stadt weiter entwickelt, werden die Areale an den Liegeplätzen künftig anders genutzt. Auf dem Grasbrook gegenüber vom Elbtower soll Hamburgs neuer Öko-Stadtteil gebaut werden. Im Peutehafen zum Beispiel entsteht ein neues Industriegebiet.
Das beeinflusst auch die Verkehrswege an der Elbe: Der Straßenverkehr soll verringert werden. Derzeit prüfen Stadt, Bund und Deutsche Bahn, ob Hamburg eine neue Elbbrücke braucht. Fahrradwege am Flussufer werden ausgebaut und zu einem nachhaltigen Verkehrsnetz geknüpft.
Nur die Elbe wird vermutlich auch in einhundert Jahren noch gelassen meerwärts fließen und Stadt und Hinterland miteinander verbinden. Als inspirierender und nachhaltiger Strom zu Füßen des Elbtowers.