Elbtower-Baugrube: Schutzwände für eine dichte Baugrube

Die Arbeiten der Baugrubenumschließung an der Elbtower-Baugrube wurden Mitte Mai wie geplant abgeschlossen. Dafür wurden Wände aus Stahl- und Spezialbeton erstellt, die teils tief in den Boden reichen, um die Baugrube gegen eindringendes Grund- und Elbwasser zu schützen. Die Fertigstellung der Baugrube ist damit einen entscheidenden Schritt näher gerückt. „Nun prüfen wir die Baugrube mehrere Wochen auf Dichtheit, um dann mit den Erdarbeiten zu beginnen“, sagt Gerhard Rhein von SIGNA Real Estate.
Die Baustelle für Hamburgs künftiges Wahrzeichen befindet sich an der nördlichen Spitze der HafenCity-Halbinsel. Auch dem Laien erschließt sich sofort, was das Besondere an dieser Baustelle ist: Wasser fließt rundum. Im Süden strömt die Norderelbe, nördlich begrenzt die Kaimauer des Oberhafenkanals das Terrain. Der ist noch dazu tidenabhängig, was bedeutet, dass sich der Wasserstand kontinuierlich ändert.
Deshalb müssen große Schutzwände im Erdboden errichtet werden, die die Baugrube stützen und abdichten. Die Arbeitsgemeinschaft für die Baugrube, zu denen die Bauunternehmen Züblin Spezialtiefbau, Implenia Spezialtiefbau und Eggers Tiefbau u. Umwelttechnik gehören, haben echte kleine Meisterwerke errichtet. Weil diese Dichtwände so fundamental für die Abdichtung/Funktion und Stabilität der Baugrube des Elbtowers sind, waren von Anfang an Gutachter dabei, die die Montage und anschließend die Wirksamkeit der Wände überwachten.
»Nun prüfen wir die Baugrube mehrere Wochen auf Dichtheit, um dann mit den Erdarbeiten zu beginnen.«
Dicke Wände, die tief in den Boden reichen
Insgesamt mehr als 28.000 Quadratmeter Dicht – und Schlitzwände sind in der Vertikalen entstanden, was ungefähr der Fläche von vier Fußballfeldern entspricht. Dafür wurden gigantische Schlitze tief in der Erde hergestellt und anschließend mit einer besonders gut abdichtenden Suspension gefüllt. „Diese Wände wurden in verschiedenen Varianten realisiert, um sie an die jeweiligen Anforderungen anzupassen“, erklärt Gerhard Rhein.
Zum Wasser reichen die Dichtwände teilweise bis zu 55 Meter tief in den Boden. Nach Westen begrenzen U-und S-Bahn an der Station Elbbrücken die Baugrube. Das bedeutet zwar, dass hier kein unmittelbarer Wasserzufluss zu erwarten ist. Aber die Wände müssen besonders stabil sein. Aus bis zu 80 Zentimeter dickem Stahlbeton bestehen sie. Sie verhindern, dass die Bauarbeiten Auswirkungen auf die Bahn-Bauwerke haben.
Anders sieht es unter der Baugrube aus: Hier drückt das Grundwasser nach oben. Allerdings liegen im Boden tief unter dem künftigen Gebäude Erdschichten, die wasserundurchlässig sind. Diese sorgen dafür, dass der überwiegende Teil des Grundwassers im Boden weiter fliesst, statt nach oben aufzusteigen. Dennoch werden auch künftig immer noch kleinere Mengen von Wasser durch das Erdreich aufsteigen. Wie in einem Schiffsrumpf lenzen Hochleistungspumpen diesen sogenannten Restzustrom kontinuierlich. Anschließend wird das Wasser in einer speziellen Anlage gereinigt und in den Oberhafenkanal geleitet.
Eine mehrwöchige Testphase beginnt
Doch auch nach Abschluss der Arbeiten an der Baugrubenumschließung können die Bagger nicht sofort loslegen, und Erde bis zur künftigen Baugrubensohle auszuheben. Vorher wird noch geprüft, ob die Baugrube wirklich dicht ist: Über anderthalb Monate wird genau beobachtet, ob und wieviel Wasser nachfließt.
Anfang Juli sollen dann die Erdarbeiten beginnen. Im Januar 2023 wird das Fundament des Elbtower gegossen. Und nach Fertigstellung in drei Jahren wird von dem Aufwand, der unter dem Fundament des Elbtowers betrieben wurde, kaum etwas zu erahnen sein.